cannabis_geschichte

Cannabis in der Medizin

Heilige Heilpflanze

Die Cannabispflanze gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Bereits vor mehr als 6000 Jahren wurde Hanf als Arznei und Nutzpflanze angebaut und verwendet.

cannabis in der chinesischen antike

In den Hochkulturen des alten Chinas, Ägyptens, Griechenlands und Indiens wurde Cannabis u. a. für die Behandlung von Gicht, Malaria, Rheuma und Verstopfung empfohlen.

Erstmals wurde Cannabis als Medizin 2700 v. Chr. im Arzneibuch des chinesischen Kaisers Shén-nung erwähnt.

Für die Chinesen und Inder galt Hanf als göttliche und heilige Pflanze, da sie sowohl Nahrung und Medizin als auch Material (Fasern für Netze, Seile und Stoffe, Lampenöl) ergab. Über Jahrtausende hinweg wurde Cannabis als Heilkraut angesehen. Die Ärzte Dioskurides (1. Jh. n. Chr.; Verschreibung bei Ohrenschmerzen, Schmerzen und Geschwüren der weiblichen Brust), Galen (2. Jh. n. Chr.)und Herodot setzten Hanf in der Antike als Medizin ein. Hildegard von Bingen (1098 –1179) verordnete das Heilkraut zur Verdauungsförderung.

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Erste Studien zu Indikationen
Wegweisend für den Einsatz von Cannabis als Medizin waren vor allem die vom irischen Arzt Sir William Brooke O’Shaughnessy in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts verfassten Studien über Einsatz und Wirkung von Cannabis als Therapeutikum bei Tieren und Menschen. O’Shaughnessys wissenschaftliche Betrachtungen führten zur vermehrten Anwendung von Cannabis bei zahlreichen Indikationen wie Schlafstörungen, Migräne und Spastik.
Anerkanntes Arzneimittel.
Neben der Standardisierung des Cannabis erfolgte 1872 in Deutsch-land seine Aufnahme in die Liste der Drogen sowie chemischen Präparate. Indischer Hanf wurde apothekenpflichtig. 1900 zählte Hanftinktur zu den meistverkauften Arzneimitteln. So wurden die Medikamente Cannabinon und Cannabin als Schlaf- und Schmerzmittel, als Aphro-disiakum sowie bei Neuralgien, Rheumatismus, Hysterie, Depression, Delirium und Psychosen eingesetzt.
Weltweite Prohibition.
Mit der globalen Eindämmung der Verwendung von Cannabis als Rauschmittel und der zunehmenden Verbreitung von Aspirin, Chloralhydrat, Barbituraten und chemischen Opiaten wurde Cannabis als Naturmedizin verdrängt und fiel schließlich 1925 unter die Prohibition. Selbst Nutzhanf durfte zur Faser- und Papierherstellung nicht mehr angebaut werden.
Durchbruch in der Cannabis-Forschung.
Die Entschlüsselung der Strukturformel der Cannabinoide THC und CBD 1964 durch die israelischen Wissenschaftler Yechiel Gaoni und Raphael Mechoulan und die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems führte zu erneuten intensiven medizinischen Forschungen rund um Cannabis. Mit dem in Deutschland im März 2017 in Kraft getretenen Gesetz zur Anwendung von medizinischem Cannabis wird Medizinal-Hanf wieder bei zahlreichen Indikationen im Bereich Schmerz- und Palliativmedizin, Onkologie sowie Neurologie angewendet.

Quelle:

Russo EB: »History of cannabis and its preparations in saga, science, and sobriquet.« Chem Biodivers 2007;4:1614–1648. Reiman A, Welty M, Solomon P: »Cannabis as a Substitute for Opioid-Based Pain Medication: Patient Self-Report.« Cannabis Cannabinoid Res 2017;2:160–166. 2 Bundesgesetzblatt vom 6. März 2017, http://tinyurl.com/jbzgu89.